Sarastro auf Mauritius und Gesangsstudent in Detmold: Avishsing Ramdhany
Avishsing Ramadhany lebt inzwischen seit einigen Monaten in Deutschland und hat sein Studium in Gesang in Detmold begonnen. Jetzt gerade ist der freundliche und engagierte Mauritier über den Sommer zurück in seiner Heimat, um in Katrin Caines und Eva Pons‘ Zauberflöte den Sarastro zu singen. Unser Geschäftsführer Jan-Phillip Kock hat Avish, so will er gern genannt werden, immer wieder bei der Planung für das Studium in Deutschland unter die Arme gegriffen und ihn nun für uns interviewt. Aber lassen wir Avish erst einmal selbst etwas von sich erzählen.
English Version below.
Ich wurde in eine hinduistische Familie hineingeboren, mein Name Avishsing bedeutet „König der Erde“ und Ramdhany „Herr des Reichtums“. Aber ich versichere euch, dass ich kein aufgeblasener König oder Herr bin, sondern eher ein sehr freundlicher und höflicher Mensch. Einige meiner Freund:innen haben mich jedoch oft als äußerst förmlich beschrieben, wenn ich mich vorstelle. Ich bin nicht religiös, aber ein sehr kulturell und sozial geprägter Mensch. Ich verbeuge mich zum Beispiel oft, wenn ich Leute begrüße. Ich bin ausgebildeter klassischer Sänger. Mein Stimmtyp ist Bass, und ich komme bis zum C2. Was viele oft verblüfft, ist, dass sich meine leichte Sprechstimme stark von meiner Singstimme unterscheidet. Ich habe eine doppelte Staatsbürgerschaft, fühle mich aber eher als Mauritier als als Südafrikaner. Ich bin auf Mauritius aufgewachsen, habe bisher mein ganzes Leben dort verbracht und spreche die drei dortigen Sprachen mauritisches Kreol, Französisch und Englisch fließend. Jetzt lerne ich noch Deutsch und Italienisch. Ich habe aber bereits in 17 verschiedenen Sprachen gesungen, und mein Lebensziel ist, 10 verschiedene Sprachen zu lernen und sprechen zu können. Ich meditiere jeden Tag und lerne gerne neue Musik. Außerdem mag ich es, Menschen aufzumuntern und eine fröhliche Stimmung zu verbreiten.
Wie kamst du mit klassischer Musik in Berührung?
Da ich in einem hinduistischen Umfeld aufwuchs, beschränkte sich meine Musikkenntnis während meiner Kindheit und Jugend lange Zeit hauptsächlich auf das reiche Spektrum östlicher klassischer Musik und einige zeitgenössische Pop-Genres. Erst als ich im zarten Alter von 19 Jahren meine geschätzte Gesangslehrerin Véronique Zuël kennenlernte, entfaltete sich vor meinen Augen die faszinierende Welt der westlichen klassischen Musik. Véronique Zuël, diese renommierte mauritische lyrische Sopranistin, hat mich verblüfft, indem sie mir gezeigt hat, mit welcher beeindruckenden Kraft und Beherrschung man seine Stimme einzusetzen vermag. In diesem Moment stieg in mir ein unstillbarer Wissensdurst über Belcanto auf, der mich dazu brachte, tiefer in diese faszinierende Musiktradition eintauchen zu wollen.
Was waren die wichtigsten Schritte auf dem Weg zu der Entscheidung, Oper zu studieren?
Der wichtigste Schritt bei der Entscheidung für ein Opernstudium ist die Leidenschaft für den Gesang. Der strenge Lehrplan für das Grundstudium erfordert unerschütterlichen Einsatz und drängt die Sänger:innen dazu, ihre Instrumente und Stimmen intensiv zu nutzen. Wenn man keine natürliche Liebe oder Leidenschaft dafür hat, seine Stimme als künstlerisches Ausdrucksmittel zu nutzen, ist die Entscheidung für ein Opernstudium der falsche Weg.
Kannst du den Prozess beschreiben, der dazu geführt hat, dass du dich für Deutschland als Studienland entschieden hast?
Deutschland ist ideal, um westliche klassische Musik zu studieren. Die deutschen Musikhochschulen sind international anerkannt, und die vielen Möglichkeiten für Studierende auf der Bühne zu stehen, machen es zu einem optimalen Ziel für angehende Opernsänger:innen. Deutschland ist riesig und bietet Musiker:innen reichlich Möglichkeiten.
Wie gefällt dir das Leben in Detmold? Wie ist es im Vergleich zu Mauritius?
Sowohl Mauritius als auch Detmold sind je nach individuellem Anspruch ideal. Mauritius ist perfekt für den Ruhestand, Entspannung, Urlaub, um das schöne Wetter, die Natur und vielfältige kulinarische Spezialitäten zu genießen. Deutschland hingegen ist für die Musikausbildung ideal und auch die Beschäftigungsmöglichkeiten für Musiker:innen sind sehr groß. Die Möglichkeiten des Landes zur beruflichen Weiterentwicklung im Musikbereich machen es zu einer äußerst günstigen Wahl für Künstler:innen wie mich. Sowohl Mauritius als auch Detmold haben also je nach Vorlieben und Anforderungen viel zu bieten.
Wie gefallen dir die Deutschen allgemein? Gibt es etwas, das dir an ihnen nicht besonders gefällt?
Aufgrund seiner dunklen Geschichte wird Deutschland von vielen Ländern nicht sehr verherrlicht. Es wird Menschen Angst damit eingeflößt, dass die Deutschen sehr „kalt“ und „unfreundlich“ seien. Meine Erfahrungen in Deutschland und mit den Deutschen waren genau das Gegenteil. Meine Lehrer :innen und Freund:innen sind größtenteils Deutsche und schenken mir immer bedingungslose Liebe, Unterstützung und Ermutigung. Die Freundlichkeit ist auch bei Fremden in der Öffentlichkeit und anderswo wahrnehmbar. Deutsche lieben es, Kontakte zu knüpfen, und wenn man eine gute Geschichte zu erzählen hat, hat man viele Freunde. Ich persönlich finde keine Aspekte an den Deutschen, die mir missfallen.
Gibt es bestimmte Rollen, die du gerne spielen und singen würdest, und gibt es darüber hinaus bestimmte Opernhäuser, in denen du gerne auftreten würdest?
Das ist eine schwierige Frage. Es ist fast so, als würde man mich fragen, welcher mein Lieblingsfinger ist. Die Rolle, an der ich gerade arbeite, wird zu meiner Lieblingsrolle. Das Eintauchen in die Persönlichkeit der Figur wird dann zu einem integralen Bestandteil meines Lebens. Im Moment lerne ich die Rolle des Sarastro in der Oper Die Zauberflöte von Mozart. Mein Interesse an der Erforschung und am Verständnis dieser Figur macht sie zu meiner aktuellen Lieblingsrolle. Viele streben danach, in renommierten Opernhäusern wie der Metropolitan Opera und anderen von ähnlichem Rang aufzutreten. Mein Fokus liegt jedoch nicht nur auf dem Ruf des Veranstaltungsortes, sondern vielmehr auf meiner Fähigkeit, Musik auf unverwechselbare und persönliche Weise zu erschaffen. Ich glaube an wahre künstlerische Erfüllung und den echten Ausdruck von Musikalität. Mein Ziel ist es, zutiefst bedeutungsvoll und mitreißend darzubieten, sodass sowohl bei mir selbst als auch beim Publikum ein bleibender Eindruck hinterlassen wird.
Was sind aus heutiger Sicht dein Traum für die Zukunft und dein idealer Karriereweg?
Mein Hauptziel ist es, ein angesehener klassischer Sänger zu werden, der die Essenz der von klassischen Komponist:innen geschaffenen Charaktere zum Leben erweckt und die Geschichten ausdrückt, die in den Melodien klassischer Lieder und Arien zu finden sind. Mein Ziel ist es, diesen zeitlosen Stücken meine eigene, einzigartige Interpretation hinzuzufügen, sie neu zu beleben und das Publikum mit meinem künstlerischen Ausdruck zu fesseln. Mein weiteres Ziel ist es, Lehrer für klassische Musik zu werden. Das Unterrichten angehender Sänger:innen ist für mich eine große Erfüllung, da es mir große Freude bereitet, ihr Wachstum und die transformative Kraft der Musik in ihrem Leben zu erleben. Das Unterrichten ist eine Berufung, die ich sehr schätze, da sie mir die Möglichkeit gibt, die Weisheit und Techniken zu vermitteln, die ich mir auf meiner eigenen musikalischen Reise angeeignet habe. Ich glaube, dass der Unterricht die Bewahrung und Weiterentwicklung der klassischen Tradition für zukünftige Generationen sichert.
Sarastro in Mauritius and singing student in Detmold: Avishsing Ramdhany
My name is Avishsing Ramdhany, but calling me Avish is just fine. I was born in a Hindu family therefore my name Avishsing means ‘Earth King’ and Ramdhany means ‘Lord of Wealth’. But I assure you, I am not a pompous King or a Lord, but rather very friendly and polite individual. However, some of my friends have often described me as overly formal in the way I present myself. I am not religious, but very cultural. One for example, I bow a lot when greeting people. I am a trained classical singer and my voice type is Bass (with my lowest note being C2). What often baffles people is my light speak voice which is starkly different from my singing voice. I have duel citizenship, but I recognise myself more as a Mauritian than a South African. I grew up lived throughout my life in Mauritius and speak the 3 languages fluently; Mauritian Creole, French and English. Now, I am learning German and Italian. I have sung in 17 different languages and it is my life long goal to learn and speak 10 different languages. I meditate everyday and enjoy learning new musics. At last, I like to cheer people up and keep a happy spirit.
How did you come into contact with classical music in the first place?
Growing up in a Hindu environment during my formative years, my musical exposure was confined primarily to the rich tapestry of Eastern classical music and a few of contemporary pop genres. It was not until I crossed paths with my esteemed vocal instructor, Mrs. Véronique Zuël, during my time in Mauritius at the tender age of 19, that the alluring world of Western classical music became unfolded before my eyes. Mrs. Zuël, a prestigious Mauritian lyrical soprano, left me astounded by the awe-inspiring potency and mastery one could wield over their voice. It was in that moment that an unquenchable thirst for knowledge of bel canto surged within me, compelling me to delve deeper into this captivating musical tradition.
What were the most important steps towards the decision to studying opera?
The most important step towards the decision to studying opera is the passion for singing. The undergraduate curriculum, in its rigorous nature, demands unwavering dedication, urging singers to utilise their instruments extensively. If one does not have a natural love or passion in using their voice as a means of artistic expression, then the decision to studying opera is not route.
Could you describe the process that resulted in your choice for Germany as your country for studies?
Germany is ideal to study western classical music. The German music conservatoires are internationally recognised and the stage opportunities provided to students render it an optimal destination for aspiring opera singers. Germany is huge and gives ample opportunity for musicians.
How do you like living in Detmold? What’s it like in comparison to Mauritius?
Both Mauritius and Detmold are ideal depending on the individual’s requirement. Mauritius is perfect for retirement, relaxation, holidays, enjoying the beautiful weather, nature and different cuisines. Germany, on the other hand, is ideal for the music education and also for employment scope for musicians is very large. The country’s scope for professional growth in the field of music makes it a highly favourable choice for artists like me. Both Mauritius and Detmold offer ideal options based on individual preferences and requirements.
How do you like the Germans in general? Anything that you don’t particularly like about them?
Due to its dark History, Germany is not very glorified by many countries. There is the fear that is instilled on people about the Germans being supposed very ‘cold’ and ‘unfriendly’. My experience living in Germany and with the Germans, have been the complete opposite. My teachers and friends are mostly Germans and they never fail to expend unconditional love, support and encouragement. The kindness is also visible in strangers in public and elsewhere. Germans love to socialise and if you have a good story to tell, then you have many friends. Personally, I find no aspects about the Germans that I dislike.
Are there any specific roles you would like to perform and, in addition to that, are there any particular opera houses where you would like to perform at?
This is a hard question. It is almost like asking me which is my favourite finger. The role that I am currently working on becomes my most favourite role. Immersing myself in the character’s persona becomes an integral part of my life. At the moment I am learning the role of Sarastro in the Opera Die Zauberflöte by Mozart. My dedication to researching and understanding this character renders it my current favourite. Many aspire to perform in prestigious opera houses such as the Metropolitan and others of similar standing. However, my focus lies not solely on the reputation of the venue, but rather on my ability to create music in a distinctive and personal manner. I believe in true artistic fulfilment and the genuine expression of musicality. The goal for me is to create deeply meaningful and resonant performances that leaves a lasting impact on both myself and the audience.
From today’s point of view, what’s your dream for the future or what’s your ideal career path?
My main goal is to become a respected classical singer, bringing to life the essence of the characters created by classical composers and expressing the stories found in the melodies of classical songs. I aim to add my own unique interpretation to these timeless pieces, revitalising them and captivating audiences with my artistic expression. My secondary goal is to be a teacher for classical music. Teaching aspiring singers brings me immense fulfilment, as I find great joy in witnessing their growth and witnessing the transformative power of music within their lives. Teaching is a vocation that I hold in high regard, as it allows me to impart the wisdom and techniques that I have acquired through my own musical journey. I believe that teaching ensures the preservation and evolution of the classical tradition for future generations.
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