Götterchor

Warum Oper auf Mauritius?

Jetzt, nachdem Orpheus in der Unterwelt abgespielt ist, in einer Phase des Zurückschauens wie der Zukunftspläne, ist Zeit für die kritische Prüfung grundsätzlicher Fragen, die uns immer wieder erreichen und die wir uns auch bisweilen selbst stellen. Nach dem großen Erfolg dieser Produktion hat das Opernprojekt auf Mauritius viel Zukunft. Aber warum sollte das für uns Europäer förderungswürdig sein? Passt Oper eigentlich nach Mauritius? – Warum macht Oper auf Mauritius Sinn?
Die neuerliche Erfahrung hat uns einmal mehr darin bestätigt, wie sehr sich dieses Projekt lohnt. Hier drei wichtige Antworten, die uns motivieren.

Was hat eine europäische Kunstform mit der Kultur eines afrikanischen Landes zu tun?

Einerseits gibt es die über zweihundertjährige Operntradition auf Mauritius. Ungleich wichtiger ist aber ein anderer schlichter wie entscheidender Punkt: Man nenne es Oper, performing art oder Musiktheater: Sich musikalisch und darstellerisch auszudrücken, ist ein menschliches Grundbedürfnis und völlig unabhängig von der jeweiligen kulturellen Prägung. Leider ist es auf Mauritius zur Zeit Tatsache, dass die institutionellen Rahmenbedingungen und vor allem die technischen Fertigkeiten, um diesem Bedürfnis auf befriedigende Weise nachzukommen, nur rudimentär entwickelt sind. Es herrscht gewissermaßen zwar keine physische, dafür sehr wohl aber eine „musische Hungersnot“ im Land, während wir in Europa auch darin im Überfluss leben – und sogar selbst noch bereichert werden, wenn wir teilen.

Ist das nicht eine neue Form des Kolonialismus?

In der Tat war Oper auf Mauritius lange Zeit eine Vergnügung der Kolonialherren. Das neue Opernprojekt seit 2009 aber schlägt einen ganz anderen Weg ein. Die Erfahrung zeigt, dass viele Mauritier mittlerweile einen völlig unbelasteten und unmittelbaren Zugang zu Musik und Theater haben, einfach, weil es Musik und Theater sind. So hat sich Opera Mauritius in den letzten Jahren als Volksoper etabliert, mit Themen und musikalischen Sprachen, die die Mauritier etwas angehen – völlig unabhängig von der ursprünglichen Provenienz dieser Kunstformen. Diese Entwicklung zu fördern ist das Ziel des Fördervereins.

Welches ist die Strategie der „Freunde“?

Unter Voraussetzung all dessen ist für uns der Bildungsaspekt ein zentrales Anliegen. Jede Opernproduktion geht einher mit Unterricht aller Beteiligten in allen Bereichen, vom Chor über die Bühnentechnik bis zur Regie. Wir werden zusätzlich auch die verschiedenen Bildungsprojekte unterstützen, so z.B. die Etablierung eines Studiengangs für Musikpädagogik und den Musikkindergarten in Mangalkhan – für den dieser Tage im Rahmen einer spontanen Aktion im Rheinland ein gutes Dutzend Geigen und Blockflöten gespendet wurden. An den dort unterrichteten Kindern wird besonders deutlich, wie enorm hilfreich regelmäßiges Musizieren für die Persönlichkeitsentwicklung und soziale Stabilität ist.
Bei alldem ist es für uns selbstverständlich, dass wir weder künstlerisch noch strategisch Vorgaben machen. Wir als Freunde helfen, wo wir können, aber wir veranstalten niemals selbst; alle Projektinitiativen müssen aus dem Land selbst kommen.

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