KÜNSTLER I: Ludivine Petit, Regie
In den kommenden Wochen möchten wir Ihnen all die Künstler vorstellen, die an der Realisierung von „Orpheus“ beteiligt sind.
Die Regisseurin Ludivine Petit und Martin Wettges lernten sich bei einer gemeinsamen Arbeit an der Staatsoper Berlin kennen. Als dann im Jahr 2012 auf Mauritius der Regie-Posten für die Inszenierung der „Traviata“ zu besetzen war, ließ Petit sich nicht zweimal bitten. Heuer zeichnet sie nunmehr zum dritten mal in Folge für die mise-en-scène verantwortlich.
Archäologie und Oper
Geboren in Straßburg, studierte Petit zunächst Geschichte und Archäologie dortselbst und in Genua, bevor sie ihren lang gehegten Traum wahrmachte und in die Opernwelt wechselte, wo sie bei Größen ihres Fachs wie Benno Besson, Christof Loy, Christof Nel, Jossi Wieler, Matthew Jocelyn, Sandra Leupold, Jean Jourdheuil oder Christof Marthaler das Handwerk und den Kosmos der Opernregie kennenlernte.
Als Assistentin und Regisseurin arbeitete sie vorwiegend im deutschsprachigen Raum an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf, der Staatsoper Stuttgart, der Oper Frankfurt oder am Grand Théâtre de Genève, aber neben Mauritius zuletzt auch in Südkorea am Daejeon Culture and Arts Center. Ihr umfassendes Repertoire erstreckt sich dabei von der Barockoper über alle Epochen hinweg bis in die Gegenwart.
Seit 2007 arbeitet Petit für Opern- und Musiktheaterproduktionen regelmäßig mit Anna Viebrock zusammen: Auf Ariane et Barbe-Bleue (Paul Dukas) an der Pariser Oper folgten Arbeit Nahrung Wohnung (Enno Poppe) bei der Münchner Biennale, Fremd (Hans Thomalla) an der Staatsoper Stuttgart sowie IQ. Eine Testbatterie (Enno Poppe) bei den SWR-Festspielen in Schwetzingen.
Die Profanierung aufhalten
Gegenüber gerade der deutschen Theatertradition verlangt die Bühnensprache mauritischer Inszenierungen eine gänzlich andere Stilistik. In bestimmter Hinsicht ist der Zugriff des dortigen Publikums viel unmittelbarer, wesentlich weniger akademisch oder symbolistisch. Aber es ist nicht nur eine Frage der Technik. „Mauritius ist ein unglaublicher Ort, der an drei Welten gleichzeitig Teil hat“, sagt Petit, „an Afrika (geografisch), an Asien (politisch und spirituell) und an Europa (kulturell) – eine Demokratie, in der communities der verschiedensten Herkünfte zusammenleben. In diesem Universum zu arbeiten, ist sehr anregend, man findet hier ganz lebensunmittelbar alle Probleme unserer globalisierten Welt. Hier Musiktheater zu machen, mit der Musik von Verdi, Purcell oder jetzt Offenbach, hunderte Freiwillige in dieses Projekt zu involvieren — das heißt eine Utopie erfinden, einer tief menschlichen Sehnsucht nach Schönheit nachgehen, der gegenwärtigen Tendenz der Profanierung der Weltgemeinschaft entgegentreten und diese vielleicht, sofern man zu träumen wagt, aufzuhalten.“
So verbindet sich für Petit mit der künstlerischen Arbeit auf Mauritius auch eine kulturpolitische Vision, die sich ganz unmittelbar aus der beispielhaft-friedlichen Vielfalt dieses Staates der „enfants de milles races“ speist.
Im Bild: Petit links bei der Probenarbeit zu La Traviata (2012) mit der Sopranistin Véronique Zoël-Bungaroo, die in diesem Jahr die Eurydike singen wird.
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