A Night at the Opera, Probe

Ein Pianist im Paradies ‒ „A Night at the Opera“ auf Mauritius

„Klavier spielen auf Mauritius: Wer hat Lust?“, posteten wir auf unserer Facebook-Seite im Februar. „Als Entlohnung gibt es eine überaus herzliche, spannende und vielfältige Kultur zu erleben, tropische Traumstrände zu genießen und mit leidenschaftlichen Choristen zu musizieren. Für eine Unterkunft ist ebenfalls gesorgt.“ Auf diesen Aufruf meldete sich der Münchner Mathematiker und Pianist Michael Teuffel. Er plante zu dem Zeitpunkt, mit seiner Freundin ein halbes Jahr lang die Welt zu bereisen. Die Aussicht auf einen längeren Aufenthalt auf Mauritius kam da gerade recht. So wurde Mauritius zum ersten Stopp und ein kleines Abenteuer konnte beginnen.

Schöne Opernmomente für Liebhaber und Neulinge

Plakat A Night at the Opera

Der Anlass, für den die Freunde der Opera Mauritius Michael als Klavierspieler vermittelt hatten, war die Operngala „A Night at the Opera“. Sie fand am 30. September im großen Saal des Mahatma Ghandi Institute (MGI) im Bezirk Moka, direkt im Herzen von Mauritius satt. In der vielversprechenden Konzertankündigung hieß es: „Schöne Momente ausgewählt für Opern-Liebhaber oder solche, die diese Kunstform kennenlernen oder wiederentdecken möchten.“ Organisiert wurde die Gala von den Friends of OperArts, deren Ziel vor allem darin besteht, Konzerte zu veranstalten und damit lokale Talente zu fördern. Beim Opernabend wirkten neben den professionell ausgebildeten Sängerinnen und Sängern Katrin Caine, Véronique Zuël und Jean-Michel Ringadoo die von Katrin Caine geleiteten Chöre, der Chor Cantiamo! und der Kinderchor Rainbow Voices mit. Außerdem waren das mauritische L’Ensemble 415 und weitere mauritische Musikerinnen und Musiker mit dabei.

Urlaub und Proben in einer unbekannten Kultur

„Als ich drei Wochen vor dem Konzert nach Mauritius kam, waren alle schon voller Vorfreude und total motiviert. Ich wurde sehr offen aufgenommen und sofort in das Geschehen mit eingebunden.“ Michael und seine Freundin kamen bei einem netten Ehepaar in Vacoas, im Zentrum von Mauritius und nicht weit von der Hauptstadt Port Louis gelegen, unter. Bei dem Ehepaar handelt es sich um Nachkommen einer auf Mauritius alteingesessenen Familie, die sich sehr gut mit der mauritischen Geschichte auskennen. Sie integrierten ihre deutschen Gäste in ihren Alltag, aßen zusammen und teilten ihr Insiderwissen über Mauritius mit ihnen. „Das war etwas, was ich als normaler Tourist sicher nicht mitbekommen hätte.“ Michael konnte einen intensiven Kulturaustausch genießen und die Kultur vor Ort durch sein Klavierspiel sogar selbst mitfördern. Er war Urlaubsgast und Teil des mauritischen Musiklebens zugleich.

Das Paradies Mauritius

Auf Mauritius können Urlauberinnen und Urlauber viel unternehmen. Michael besuchte viele Museen und das Naturschutzreservat Ile aux Aigrettes, das sich gezielt für die auf Mauritius heimischen und teilweise fast ausgestorbenen Tier- und Pflanzenarten einsetzt. Außerdem war er wandern im Nationalpark, machte einen Tauchkurs und genoss vor allem oft die Sonne und das Meer am schönen Strand von Flic-en-Flac. Eine zentrale Rolle auch für den Tourismus spielt auf Mauritius der ausgestorbene Vogel Dodo, von dem es überall Souvenirs zu kaufen gibt, vom Aufdruck auf Taschen und Tüchern bis hin zum lebensgroßen Plüschtier. Zu seinem Aussterben vor 300 Jahren wird eine ganze Reihe von Theorien kolportiert. Beispielsweise heißt es, die damals auf der Insel ansässigen Holländer hätten alle Dodos aufgegessen – was angesichts des reichhaltigen Fleisches des behäbigen Tieres der Wahrheit durchaus nahe kommen dürfte.

Eine gemeinsame Musiksprache finden

Michael TeuffelDie Proben mit dem Chor fanden zunächst einmal wöchentlich am Mittwochabend statt. Parallel dazu arbeitete Michael in Einzelproben mit den Solistinnen und Solisten bei seiner Gastfamilie in Vacoas, wo ihm ein E-Piano zur Verfügung stand. Da sich die mauritischen Musikerinnen und Musiker schon seit einigen Monaten vor Michaels Ankunft mit den Werken befasst hatten, sah er seine Aufgabe vor allem darin, sich mit dem vorhandenen Werkverständnis auseinanderzusetzen. Darauf aufbauend erarbeiteten sie sich eine gemeinsame Interpretation der Stücke. Auch wenn die Kommunikation von Anfang an gut funktionierte, musste sich Michael erst an die Probenumgebung gewöhnen. „Die Organisation war natürlich nicht so straff, wie man das aus Deutschland kennt – unter anderem deshalb, weil auf Mauritius ein anderes Verständnis von Zeit herrscht. Vieles wurde spontan gemacht, und Zeitpläne wurden eher frei ausgelegt.“ Das habe etwas Anpassung erfordert, dann aber sehr viel Spaß gemacht. Genauso gut geklappt und zu einem guten Ergebnis geführt hat es allemal.

„A Night at the Opera“

Ein Grußwort von Ghislaine Hibbert, der Präsidentin der Friends of OperArts, und eine Übersicht über die Mitwirkenden und die Stücke bekam das Publikum für das Konzert an die Hand. Dann ging es auch schon los: der Amboss-Chor aus Verdis Oper Il Trovatore stimmte alle in die Opernwelt ein. Viele bekannte Stücke von Verdi, Puccini, Händel, Mozart oder Offenbach folgten. Es erklangen die Arie der Königin der Nacht aus der Zauberflöte, „La donna è mobile“ aus Rigoletto und der Gefangenenchor aus Nabucco . Neben einer schönen Mischung der Opernstücke aus verschiedenen Epochen war für Michael vor allem die Osterhymne aus Pietro Mascagnis Oper Cavalleria rusticana ein beeindruckender Konzertmoment. „Die große Besetzung aus Chor, Solistinnen und Solisten, Orchester und Orgel, die enorme Klangfülle haben das Stück so besonders gemacht. Generell ist diese spätromantische Musiksprache vielen zugänglich. Nach diesem Stück gab es besonders viel Beifall, und das nicht nur, weil es das Ende des ersten Konzertteils war.“ Ebenfalls besonders an der Operngala war das Ende des zweiten Teils.

Mitsingen in einem Opernkonzert? Unbedingt!

A Night at the OperaKommt es Ihnen auch bekannt vor, dass bei einem Konzert, beispielsweise in der Semperoper in Dresden, die Leute zusammen mit den Opernsängerinnen und -sängern mitsingen? Nein? In Deutschland würde das vermutlich so auch nicht passieren, in Italien eventuell nur beim Gefangenenchor. Auf Mauritius war das Mitsingen des letzten Stückes jedoch ausdrücklich erwünscht. Es gab sogar eine Aufforderung dazu im Programmheft. Und so stimmte das Publikum am Schluss beim Stück „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“ aus der gleichnamigen Operette von Ralph Benatzky, die auf Mauritius neben anderen Operetten sehr beliebt ist, auf Französisch mit ein. Den Opernneulingen wurde so nicht nur ein Einblick gewährt. Sie wurden direkt dort abgeholt, wo sie mit ihrer Vorkenntnis und ihrer Musikerfahrung standen, und aktiv ins Geschehen eingebunden. Die Opernkenner und -liebhaber bekamen das, was sie auch in einem europäischen Opernkonzert gewohnt sind, aber durch ein paar neue Impulse erweitert. Die Kritiken waren dementsprechend sehr positiv.

Ein ganz besonderes Erlebnis

Das Konzert hat also gehalten, was die Ankündigung der Friends of OperArts versprochen hat. Auch Michael fühlt sich gebührend entlohnt: „Es war ein ganz besonderes Erlebnis, die Insel auf diese Art zu erleben“, sagt er resümierend. „Ich konnte viel Zeit mit meinem Hobby verbringen, und das mit so engagierten Musikerinnen und Musikern, neuen kulturellen Eindrücken und in Verbindung mit einem traumhaften Urlaub. Ich durfte Mauritius nicht nur als Tourist, sondern im Kreise der Mauritier selbst entdecken und sie dazu bei ihrer Musikausübung unterstützen.“ Auch wenn die Mitglieder der Chöre nicht alle eine klassische Gesangsausbildung genossen haben, klingen die Stimmen sehr schön, berichtet Michael. „Die Begeisterung am Singen selbst ist deutlich herauszuhören, und der Opernklang ist definitiv vorhanden.“ Vielleicht bringt auch genau das in Zukunft noch einmal mehr Laien dazu, selbst Opernmusik machen zu wollen, und hilft dabei, die Opernszene auf Mauritius zu vergrößern. 

Ausblick

A Night at the OperaMichael hat besonders beeindruckt, wie Katrin Caine den Kinderchor betreut und fördert. Parallel zu der Operngala begleitete er spontan eine Woche nach seiner Ankunft ein Stück bei einem Konzert der Rainbow Voices. Seine Wahrnehmung: Dort werden mit Musicalsongs auf spielerische Weise Gesang und Musik an die nächste Generation herangetragen, die zukünftig für die mauritische Musikszene von Bedeutung sein könnte. Michael wird noch bis Ende Februar weiter die Welt bereisen und dann wieder in seinen Beruf zurückkehren. Er empfiehlt diese Erfahrung, die er auf Mauritius machen konnte, weiter und ist genauso wie wir gespannt, wie sich die Musikszene auf Mauritius weiterentwickeln wird. Die Proben für Franz Lehárs Die lustige Witwe, aus der in der Gala schon das Stück „Lippen schweigen“ erklang und die in einem Jahr zur Aufführung kommen wird, werden demnächst beginnen. Die Sängerinnen und Sänger freuen sich schon sehr auf das neue Projekt. Den aktuellen Eindrücken und Michaels Berichten nach dürfen wir uns auf Kommendes sehr freuen.

Weitere Fotos und Videos zur Operngala

Besuchen Sie auch unsere Facebook-Seite, um sich weitere Momentaufnahmen zur Gala anzusehen. Neben Fotos gibt es dort auch Videoausschnitte aus Proben und von der Operngala selbst.

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