Auf Schwingen
Der Dodo erobert wieder den Luftraum: Vor 300 Jahren zuletzt gesichtet, wurde der flugunfähige und nur auf Mauritius vorkommende Vogel von den Europäern alsbald ausgerottet. Katrin Caines neues Kindermusical The Dodo Who Wanted to Fly erweckt den Vogel jetzt nicht nur wieder zum Leben, sondern verleiht ihm sogar Flügel. Vorausgesetzt, die entsprechende Theaterapparatur kann finanziert werden. Wer dabei helfen kann? Sie! In unserem Email-Interview berichtet Caine von Stück und Inszenierung, von ihren pädagogischen Zielen und von der besonderen Sprache, derer sich der Text bedient. Und Sie erfahren, wie Sie spenden können!
Liebe Katrin, Ende November bringst du dein neues Musical The Dodo Who Wanted to Fly auf die Bühne, das du selbst geschrieben und komponiert hast. Dein wievieltes Musical ist das eigentlich?
Das ist ein bisschen schwer zu sagen, weil ich seit dem Studium kleine Singspiele für Kinder geschrieben habe und der Übergang fließend ist. Es gibt den Kleinen Kerl vom andern Stern, den wir mit der Musikschule Grünwald aufgeführt haben und der seitdem auf eigenen Füßen durch die Kindergärten und Grundschulen im deutschsprachigen Raum unterwegs ist. Wir haben in Grünwald auch Drei kleine Hexen auf die Buehne gebracht, dessen englische und verbesserte Version meine erste eigene Produktion auf Mauritius war. Musical ist ein großes Wort, aber The Dodo Who Wanted to Fly ist in der Tat ein abendfüllendes Theaterstück mit zehn Liedern.
Der Dodo war ein flugunfähiger Vogel, der endemisch auf Mauritius vorkam – bis die Menschen kamen und ihn in Windeseile ausrotteten. Nun verarbeitest du diese Thematik in einem Kindermusical. Worum geht es genau in der Handlung? Welche Rolle spielt die Tragik dieses Tiers im mauritischen Nationalbewusstsein? Spielte das bei der Konzeption des Stücks für dich eine Rolle?
In der Handlung geht es um einen kleinen Dodo, der eigentlich recht zufrieden mit sich und seinem Leben ist und der eines Tages einen anderen Vogel, einen grünen Papagei, sieht. Er ist so beeindruckt von dessen Fähigkeit zu fliegen und damit die Welt, seine Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen, dass in ihm der Wunsch wach wird, das für sich selbst erfahren zu können. Er möchte also auch fliegen. In der originalen Geschichte, die mein Sohn für die Schule geschrieben hatte, war der kleine Dodo am Ende so fit, dass ihn die Holländer, die traditionell für die Ausrottung des Dodos verantwortlich gemacht werden, nicht erwischen konnten und er somit der letzte Dodo wurde. In der Musicalversion habe ich mich allerdings für ein anderes Ende entschieden. Ich habe nicht den Eindruck, dass das Aussterben des Dodos von den Mauritiern als große Tragik gesehen wird. Es ist Teil der Geschichte, und der Dodo ist in Bildern, Geschichten, Werbung und sogar Bier lebendiger als je zuvor. Was ich persönlich faszinerend finde, ist, dass man den Dodo international lange für ein Fabelwesen ähnlich wie ein Einhorn hielt und dass erst die Entdeckung des Skeletts in Mauritius bestätigte, dass es Dodos wirklich gab. Der letzte wurde übrigens vor mehr als 300 Jahren gesehen.
Wie kann man sich die Musik vorstellen?
Es sind größtenteils eingängige Kinderlieder, mit jazzangereichterter Harmonie. Ich freue mich, wenn mir Eltern und Großeltern erzählen, dass sie sich dabei ertappen, wie sie im Auto oder unter der Dusche die Lieder vor sich hinsingen. Zwei der zehn Lieder sind traditionelle Melodien, auf die ich einfach einen neuen Text gedichtet habe. Das wohl berühmteste lokale Kinderlied „Mo passer la Rivier Tanier“ wurde zu „Little Dodo, please don’t cry“ und dessen bekannter Text „Wai, Wai mes enfants“ (kreol) lautet in unserer Version „Why, why can’t I fly?“
Wie bei deinem letzten Musical-Projekt 2017, den Three Little Witches, stehen wieder deine Kinderchöre, die Rainbow Voices, im Zentrum. Wie haben sie sich seit vorletztem Jahr entwickelt?
Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass sich der Chor an sich entwickelt hat, da das nun schon wieder eine neue Generation von Sängern ist, für die der Dodo ihre erste ‚große‘ Bühnenerfahrung sein wird. Unser jüngster Sänger ist erst 6 Jahre alt. Wohingegen Yenela Liyanage, die bei mir als Chorkind in Carmen begonnen hat, in diesem Stück nun die Hauptrolle singt.
Gibt es bestimmte pädagogische Ziele, die du mit dem Projekt umsetzen möchtest?
Grundsätzlich finde ich, dass man die Kindheit mit schönen Projekten wie diesem füllen muss, da diese besonderen Jahre schnell vergehen und diese Erinnerungen die Kinder fürs Leben prägen. Pädagogische Hintergedanken für dieses Stück sind die folgenden:
- Folge Deinem Traum.
- Glaub an dich.
- Vielfalt ist wunderbar.
- Man kann Schwierigkeiten gemeinsam überwinden.
- Sing, tanze und freu dich des Lebens.
- Liebe Deine Umwelt (in diesem Fall ist es ein Plädoyer für die Schönheit der Insel).
Mit wem sind die Solorollen besetzt? Welche MusikerInnen sind mit an Bord?
Wie schon erwähnt, wird die Hauptrolle des Dodo von der 17-jährigen Yenela Liyanage gesungen, die bereits in Carmen und letztes Jahr auch in der Lustigen Witwe mitgesungen hat. Die Rolle des Erzählers, Tidou, wird von Corine Nisin gesungen, einem Multitalent, die auch unsere Kostüme entworfen und verwirklicht hat. Berthie Prosper, bekanntes Komiktalent auf der Insel, singt und macht den Affen 😉 und Didier Marcel leiht seine schöne R&B-Stimme dem Blauen Marlin. Die Schildkröte wird von Aurelie Paul gesungen, die VIBE, das mauritische Equivalent von „The Voice“ gewonnen hat. Unser Papagei singt nicht, aber er kann (fast) fliegen, weil er ein wunderbarer Akrobat ist. Unsere Live-Band wird von Dean Nookadu geführt, der auch die Arrangements der Lieder übernommen hat. Choreographin für unsere zwölf Tänzer ist übrigens die hochqualifizierte Hamburger Tänzerin Joana Melchior, die, wie ich, einen Mauritier geheiratet hat. Neben den Tänzern haben wir noch zehn Kinder-Gymnasten auf der Bühne.
Was ist euer Regiekonzept und wo finden die Aufführungen statt? Das letzte Mal habt ihr ja eigens ein Zelt errichtet.
Die Aufführungen finden im modernen und brandneuen Caudan Arts Centre statt, das seit ca. einem Jahr lokalen Künstlern aller Genres ein Zuhause und eine Plattform bietet.
Du hast die Geschichte mitsamt CD letztes Jahr bereits in Buchform veröffentlicht. Wie läuft der Verkauf?
Der Verkauf der Bücher (mit CD) läuft erstaunlich gut. Wir mussten schon das dritte Mal nachdrucken und ab Ende dieser Woche wird es auch einen knuffigen Plüschdodo geben.
Wie verhalten sich Buch- und Bühnenfassung zueinander? Wichtiger Teil des Buches sind ja die äußerst lebendigen und farbenfrohen Illustrationen von Darmaraja Sooranna. (Wie) fließt diese Ästhetik in die Inszenierung ein?
Die Illustrationen von Darmaraja bilden das Bühnenbild. Wir tauchen also gemeinsam mit dem Publikum direkt in das Buch in seiner Farbenpracht ein. Bühnen- und Buchfassung sind ganz nah beieinander.
Auf den Plakaten wird angekündigt, dass das Stück auf „Franglais“ gespielt wird. Was heißt das?
Es heißt, dass wir auf der Bühne so sprechen wie mit vielen meiner Freunde auf der Straße, also in einem fließenden Übergang von Englisch zu Französisch zu Kreol, so dass (hoffentlich) jeder folgen kann.
Ziel dieser Projekte ist es ja nicht zuletzt, Kinder und Familien auf Mauritius wieder an die Musik heranzuführen. Wie stellst du dir die musikalische Zukunft auf Mauritius in zehn Jahren vor?
Das ist eine schwierige Frage, da auf Mauritius wie überall auf der Welt Popmusik die am häufigsten konsumierte Musikform ist und viele Kinder und Erwachsene einfach schnelle Ergebnisse wollen. Ich hoffe, dass man dadurch, dass man den Kindern die Möglichkeit gibt, Theater zu erleben, in ihnen eine Liebe und Wertschätzung für das Metier erweckt. Grundsätzlich ist es ja so, dass viele Mauritier keine Gelegenheit haben, die Insel zu verlassen, und damit nur das live sehen können, was man ihnen bietet. Ich stelle mir also mal ganz optimistisch ein Heer von Orchestermusikern und Sängern vor. 😊
Noch einmal zurück zum „Dodo“: Da es auf Mauritius ja immer noch vollständig an öffentlicher Förderung fehlt, stellt sich immer neu die Frage nach der Finanzierung. Wir als Freunde haben ja bereits im September in der Startphase mit einem Zuschuss von € 1.500,- mitgeholfen. Wer sind abgesehen davon eure Sponsoren, wie viel fehlt noch und wofür?
Unsere Sponsoren sind der neugegründete National Arts Fund, Beachcomber Hotels, die zur gleichen Zeit unter meiner Leitung eine vereinfachte Version des Musicals mit ihren Gästen im Kids Club aufführen, Eski Limonade und Friends of OperArts. Man unterschätzt immer wieder, wie teuer eine Theaterproduktion ist, und der Teufel steckt im Detail. Es gibt die großen Kosten wie Kostüme, Gagen, Set und dann die vielen ‚kleinen‘ und weniger aufregenden Kosten wie Transport, Essen, Versicherungen, die sich aber schnell aufrechnen. Spenden würden hauptsächlich zu unserem Set up gehen, die es dem Papagei und am Ende hoffentlich auch dem Dodo erlauben, tatsächlich zu fliegen.
Liebe Freundinnen und Freunde, verleihen Sie dem Dodo Flügel und runden Sie auf! Nachdem wir Anfang Oktober bereits € 1.500,- für die Vorbereitung der Produktion bereitstellen konnten, möchten wir gemeinsam mit Ihnen auf (mindestens) € 2.000,- aufrunden! So schaffen wir es, dass die aufwändige Apparatur verwendet werden kann, mit der sich der Akrobat tatsächlich aufschwingen wird. Spenden Sie hier und jetzt!
Und einen lebendigen Eindruck vom Stück und der Liebe zur Insel finden Sie in dem Video „Mon Ile Maurice“, produziert von Katrin Caine und Kevin Sky, und zu finden hier auf unserer Medien-Seite.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!