Markus Becker und der Steinway-Flügel

Markus Becker verleiht mauritischem Theater Flügel

Markus Becker ist ein international gefeierter Pianist und Virtuose auf seinem Instrument. Er trat schon mit vielen namhaften Orchestern und Dirigenten bei renommierten Festivals auf und hat bereits für drei seiner CD-Einspielungen einen „Echo Klassik“ und noch weitere Auszeichnungen gewonnen. Daneben ist er Jazz-Improvisator und widmet sich besonders der Kammermusik. Wie passend und erfreulich, dass nun gerade er vor kurzem für ein neues Theater auf Mauritius, das auch als Kammermusiksaal genutzt werden soll, einen Steinway-Flügel auswählen durfte.

„Markus Becker sitzt am Steinway und spielt sich frappierend kammermusikalisch durch pianistische Höchstschwierigkeiten.“ (Rheinische Post, 2013)

Markus Becker

© Irène Zandel

Das sich noch im Bau befindende Theater ist Teil der Shopping-Mall Caudan Waterfront, das direkt an der Küste der mauritischen Hauptstadt Port Louis gelegen ist. Ein Sponsor des Theaters ist der Klavier- und Flügelhersteller Steinway & Sons, der seinen Sitz in Deutschland hat. Opera Mauritius-Leiter Paul Olsen, der zukünftig Kammerkonzerte in dem Theater organisieren möchte, gab deshalb uns Freunden den Auftrag jemanden auszuwählen, diesen Flügel bei Steinway in Hamburg auszusuchen. Warum die Wahl auf Markus Becker viel, wie sein Besuch bei Steinway war und ob er auf Mauritius spielen wird, können Sie im folgenden Interview erfahren.

„Die Begegnung unterschiedlicher Stile und Kulturen lässt oft wunderbare Dinge entstehen.“

Guten Tag, Herr Becker. Aus Neugierde zu Beginn die Frage: Haben Sie heute bereits Klavier gespielt und falls, auf welchem Instrument?
Oh ja, auf einem Steinway-Flügel und auf einem Cembalo.

Der Kontakt kam über Martin Wettges und uns Freunde zustande. Woher kennen Sie Martin Wettges?
Obwohl wir schon länger voneinander wussten, sind wir uns erst vor einem halben Jahr persönlich begegnet. Martin Wettges hat ein Werk von Walter Braunfels herausgegeben, also aus einer teilweise schwer leserlichen Handschrift eine gedruckte Partitur erstellt. Dieses Stück mit dem Titel „Tag – und Nachtstücke“ für Klavier und Orchester habe ich im Februar 2018 mit dem Radiosinfonieorchester Berlin unter Constantin Trinks aufgenommen. Bei dieser Produktion war Martin Wettges sehr hilfreich, weil er immer wieder Handschrift und Druckversion verglichen hat und unsere Fragen zum Notentext eindeutig beantworten konnte.

Haben Sie bereits einen persönlichen Bezug zu Mauritius?
Nein, leider nicht.

Steinway CWie war Ihr Besuch bei Steinway in Hamburg? Nach welchen Kriterien haben Sie den Flügel ausgewählt?
Bei Steinway hängt die Messlatte sehr hoch. Grundsätzlich sollte ein Flügel auf diesem Niveau große klangliche Kraft haben, ausgeglichene Register – und einen sehr lang nachklingenden Ton. Bei dem Instrument, das ich schließlich ausgesucht habe, trifft das alles zu. Es ist ein wunderbarer Steinway C, der sowohl Kraft als auch eine sehr runde, gesangliche Tongebung hat.

Spielen Sie, wenn Sie ein neues Instrument auswählen, darauf etwas zur Probe und wenn ja, was?
Zuerst schlage ich bei allen Instrumenten die gleichen Töne an, um festzustellen, ob die Lagen ausgeglichen sind. Dann versuche ich mit Ausschnitten aus Beethoven-Sonaten, Stücken von Bach und Chopin herauszufinden, wer am schönsten klingt. Wichtig ist, dass man auf allen Instrumenten dieselben Stücke spielt. Nur dann hat man den Vergleich.

Haben Sie im Verlaufe Ihrer Karriere schon einmal eine vergleichbare Situation erlebt, ein Instrument für einen so entfernten Ort oder ein Shopping-Mall-Theater ausgesucht beispielsweise?
Ich habe schon oft Instrumente ausgesucht. Aber Mauritius ist sicher der entfernteste Ort.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind auf einem knallroten Steinway-Flügel in einem Kaufhaus Mozarts Türkischen Marsch gespielt habe. Haben Sie auch ein Flügel-Kaufhaus-Erlebnis?
Ach, in Kaufhäusern läuft dauernd schreckliche Musik. Toll, wenn es da mal andere Impulse gibt.
Persönlich bin ich noch nicht im Kaufhaus aufgetreten.

Wie finden Sie das Konzept, dass es in einem Kaufhaus ein Theater mit Kammermusikkonzerten gibt?
Ich finde es wunderbar, wenn die klassische Musik zu den Menschen kommt. Wichtig ist es natürlich, dass die Musik aus der Stille entstehen kann und drumherum kein Lärm und keine Hektik stattfinden.

Caudan Waterfront

Caudan Waterfront

Sie werden vielleicht bald ein Konzert auf dem ausgewählten Insturment auf Mauritius geben. Was für eine Rolle spielt das Konzert für Sie? Wissen Sie schon, was Sie gerne spielen würden?
Sollte es dazu kommen, wäre mir an einem möglichst breit gestreuten Programm gelegen. Vom Barock bis zur Moderne, vielleicht auch Jazz …

In vier Jahren wird das restaurierungsbedürftige Opernhaus von Port Louis 200 Jahre alt. Wir hoffen weiterhin auf viele Spenden, damit rechtzeitig zum Jubiläum das Gebäude wieder eröffnet werden kann. Hätten Sie Interesse, auch für dieses Haus wieder einen Flügel auszusuchen?
Bei Bedarf bin ich immer ansprechbar.

Welche Kriterien müsste dieser Flügel dann im Vergleich zum anderen erfüllen?
Grundsätzlich die gleichen Vorzüge wie der „kleine Bruder“. Vielleicht ist die Durchsetzungskraft gegen ein Sinfonieorchester noch ein Kriterium.

Als Ausnahme-Pianist unterrichten Sie außerdem an der Hochschule. Auf Mauritius gibt es ebenfalls einige Nachwuchsprojekte und auch viele musikalische Grenzüberschreitungen, wo eine österreichische Operette schon mal auf mauritische Segamusik trifft. Aktuelles Beispiel: Die Opernproduktion La Veuve joyeuse. Können Sie sich in Zukunft auch Musikprojekte mit oder auf Mauritius vorstellen?
Die Begegnung unterschiedlicher Stile und Kulturen lässt oft wunderbare Dinge entstehen. Sie verlangt gegenseitig gutes Zuhören, Respekt und einen liebevollen Umgang miteinander. Das ist immer wertvoll, auch für menschliche Begegnungen im Allgemeinen. Schon deshalb finde ich diese Art von „Grenzüberschreitungen“ sehr wichtig.

 

Wir sind gespannt auf das Theater in Le Caudan Waterfront, die Kammerkonzerte von Opera Mauritius und darauf, ob Markus Becker noch einmal auf dem Steinway C spielen wird. Bevor es soweit ist, kann in der Shopping-Mall allerdings im Rahmen des Opernfestivals vom 3. bis 28. Oktober eine Ausstellung mit Fotos zur Oper auf Mauritius angeschaut werden.

Ausstellung Caudan Waterfront

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert