Simone Strohmeier und Swetlana Meermann-Muret

Mit der Geige in der Hand kommt sie durch die ganze Welt: Simone Strohmeier im Interview

Die ursprünglich aus Schönau im Schwarzwald stammende Geigerin Simone Strohmeier gibt zusammen mit der russischen Pianistin Swetlana Meermann-Muret am 6. Juli im Caudan Arts Centre ein Konzert mit Stücken von Bach, Brahms und Schnittke. Sie studierte Violine in Basel und Luzern und konzertierte bereits mit dem Sinfonieorchester und dem Kammerorchester Basel, der Camerata Zürich so wie dem Philharmonischen Orchester Freiburg. Von 2013 bis 2017 war sie Konzertmeisterin und Solistin des „Ensemble La Partita Zürich“, seit 2014 ist sie außerdem Interims-Konzertmeisterin und Stimmführerin des Bachensemble Luzern. Daneben interessiert sie sich für historische Aufführungspraxis und Musikpädagogik. Sie unterrichtete bereits in fernen Ländern wie Südafrika oder Indonesien. Musikpädagogische Bestrebungen werden auch durch das mauritische Konzert gefördert. Es wird organisiert von Opera Mauritius, die für die „Solidarité Musicale“ Spenden in Form eines Solidaritätszuschlages auf die Konzertkarten sammeln, um mauritische Projekte wie die Musikschule „Vent d’un rêve“ oder die Jazzformation „l’Atelier Mo’Zar“ zu unterstützen.

Mit der Geige in der Hand …

Sie und ihre Geige haben also schon viel von der Welt gesehen. Sie spielt regelmäßig in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, Ungarn, Südafrika, auf Mauritius und in Indonesien. Doch wie kam es zu den Konzerttätigkeiten auf Mauritius und wie nimmt sie die Musikszene dort wahr? Wir haben mit ihr gesprochen:

Das wie vielte Mal sind Sie auf Mauritius, und wann waren Sie das erste Mal dort? Welchen Anlass gab es damals?

Gereist bin ich eigentlich schon immer gerne und während meines Studiums habe ich festgestellt, dass das auch mit der Geige ganz gut geht. Auf verschiedenen Musikfestivals habe ich Musiker aus der ganzen Welt kennengelernt und begonnen, meine Kontakte zu pflegen. Mit einer Cellistin aus Südafrika und einem Pianisten aus Rumänien gründete ich schließlich ein Trio. Die Grundidee war es, durch Südafrika zu reisen und Menschen und vor allem Kindern dort klassische Musik näher zu bringen. Das war 2015. Das Projekt entstand als „Musikroad South Afrika“ und wurde durch Fundraising und Hauskonzerte finanziert. Wir spielten dort in verschiedenen sozialen Einrichtungen, Musikschulen, in Townships, aber auch zu Hause bei Privatpersonen.

In Südafrika haben alle Leute sehr von Mauritius geschwärmt und mir auch vom dortigen Opernprojekt erzählt. Dann reiste ich das erste Mal zusammen mit meiner besten Freundin im Oktober 2015 nach Mauritius. Wir wollten unbedingt Urlaub machen, ganz weit weg. Zunächst waren es also nur meine Ferien, die ich hier verbracht habe. Jetzt, im Juli 2019 bin ich zum 18. Mal auf der Insel.

Wie oft und wie lange sind Sie jetzt immer jeweils da und weshalb?

Simone Strohmeier und Swetlana Meermann-Muret

In meinem ersten Ferien habe ich viele spannende Leute getroffen und mit dem Tauchen angefangen. Da für meine Freundin und mich dieser erste Aufenthalt auf der Insel so einzigartig war, beschlossen wir im Februar 2016 die Insel ein zweites Mal zu besuchen. So konnte ich meinen Tauchschein absolvieren und gleichzeitig die lieben Menschen wieder treffen, die ich beim ersten Mal kennengelernt habe. Viele hier waren auch von dem beeindruckt, was ich beruflich mache. Es gibt natürlich klassische Musiker auf der Insel, aber sehr viele sind es dann auch wieder nicht. Also habe ich mich nach diversen Möglichkeiten erkundigt.

Bei meinem dritten Aufenthalt im Sommer 2016 haben meine Freunde für mich eine Auftrittsmöglichkeit in „Lakaz“ Cascavelle (Flic en Flac) organisiert, wo regelmäßig Jams und offene Bühnen stattfinden. Dort spielte ich mit lokalen Musikern. Es war sehr chaotisch, denn ich kenne ja das Standardrepertoire nicht, die Musiker kannten mich nicht und eine Violine ist jetzt auch nicht gerade das offensichtlichste Improvisationsinstrument. Aber die Musiker waren unglaublich offen und haben mich einfach mitspielen lassen. Im Sommer 2016 habe ich die Freunde der Opera Mauritius angeschrieben, ob es möglich wäre, auf der Insel Konzerte zu geben. Sie stellten den Kontakt zu Paul Olsen her. Seitdem organisiert er für mich sowohl Konzerte als auch Meisterkurse. Außerdem habe ich regelmäßig Kontakt zur Musikschule Vent d’un rêve, bei welcher ich ab und an unterrichte, und treffe mich immer mit lokalen Musikern aus klassischen, aber auch aus populäreren Bereichen.

So komme ich nun regelmäßig mehrmals pro Jahr auf die Insel. Meistens eine Woche oder 10 Tage, je nachdem, was gerade in die Agenda passt. Zum Musik machen, zum Entspannen, zum Tauchen, aber auch, um meine inzwischen engen Freunde zu besuchen. Ich lebe ja in der Schweiz und arbeite dort sehr, sehr viel. Dort sind die Strukturen fest und geordnet und es bleibt wenig Raum für Freizeit und echtes Leben. Ich glaube, es ist auch das ‚entschleunigte‘ Lebensgefühl, das mich immer wieder an diesen Ort zurückbringt.

Simone Strohmeier

Was fasziniert Sie noch an Mauritius?

Neben dem schon so oft erwähnten Tauchen faszinieren mich hier die Menschen und ihre Kultur. Oft kommt mir das Leben ganz europäisch und die Unterschiede ganz klein vor. Dann gibt es aber wieder Situationen, in denen ich mir sagen muss: Nein, ich bin nicht in Europa, hier läuft es einfach anders. Ich gehe hier auch sehr gerne wandern. Das kommt zwar nicht jedes Mal vor, aber ich bin inzwischen tatsächlich auf Le Morne geklettert und habe verschiedenste Wasserfälle, Sandstrände und Felsenküsten besucht. Selbstverständlich gehört es für mich auch dazu, einfach abends mit Freunden am Strand zu sitzen — mit oder ohne Geige.

An den Menschen fasziniert mich die extreme Diversität. Inzwischen habe ich hier Bekannte aus allen sozialen Schichten, seien es sehr wohlhabende südafrikanische Expats, die meine Konzerte besucht haben, weniger wohlhabende Menschen aus Mangalkhan und so ziemlich alles mögliche dazwischen. Meine Freunde hier sind Christen, Hindus und Muslime, auch das fasziniert mich immer wieder.

Wie schätzen Sie die Musikszene auf Mauritius ein?

Die Musikszene auf Mauritius ist sehr bunt und es gibt sehr viele talentierte Musiker in allen Bereichen. Obwohl die Insel so klein ist, kennen sich viele Musiker gar nicht. Generell ist im klassischen Bereich die Vernetzung ein bisschen das Problem, dies hat aber wiederum kulturelle Gründe, Hierarchien, die eingehalten werden müssen, und natürlich wollen sich die Leute nicht gegenseitig auf die Füße treten. Soweit ich das beurteilen kann, funktioniert es im Jazz- und Popularbereich viel besser. Ansonsten gibt es neben den vielen talentierten Musikern viele interessierte ‚Produzenten‘ und viele Auftrittsmöglichkeiten. Die Organisation ist zwar etwas chaotischer, jedoch viel spontaner als in Deutschland.

Wie oft sind Sie schon auf Mauritius aufgetreten und wie nehmen Sie das Publikum wahr? Spielen Sie gern dort? Wo und was haben Sie gespielt?

Das Konzert heute am 6. Juli ist mein fünftes ‚ordentliches‘ Konzert auf der Insel (Jamsessions am Strand oder kleine Auftritte zählen da nicht mit). Das Publikum ist sehr interessiert und ich spiele sehr gerne hier. Ich fühle mich sehr willkommen. Mein erstes Konzert war eine Co-Produktion mit dem Ensemble 415 und einigen Schülern von Vent d’un rêve. Ich spielte mit dem Ensemble 415 einige barocke Ensemble-Stücke sowie eine Sonate von Mozart und mehrere kleine Stücke von Brahms, Schumann und Ravel. Begleitet wurde ich von Mathieu Grenouilleau und Olivier David am Klavier. Das zweite Konzert im Lycée Labourdonnais gab ich zusammen mit der mauritischen Pianistin Juliette Philogene, die in Edinburgh lebt. Auf dem Programm standen die 2. Sonate von Ravel und Dvořáks Romanze, sowie einige Solostücke für Klavier. Für das dritte Konzert im Château Labourdonnais lud ich ein befreundetes Paar (Violine und Klavier) aus der Schweiz ein. Es erklang Musik von César Franck, Franz Waxmann und Schostakowitsch. Im April diesen Jahres konzertierte ich erneut mit dem Pianisten Olivier David. In diesem kurzfristig organisierten Konzert im neuen Caudan Arts Centre spielten wir fast ausschließlich Werke von Claude Debussy.

Wissen Sie schon, wann Ihr nächster Auftritt auf Mauritius sein wird?

Das steht noch nicht fest. Ich weiß auch nicht, ob es eine gute Idee ist, in einem Jahr drei Mal auf der Insel aufzutreten, oder ob das Publikum nicht schon ‚übersättigt‘ ist.

Bestimmt nicht! Kann man Sie demnächst in Deutschland erleben?

Tatsächlich hört man mich in Deutschland eher selten. In der kommenden Saison 2019/20 werde ich solistisch in Venedig und dann vor allem in Zürich und Luzern zu hören sein. Alle aktuellen Konzertdaten finden sich auf meiner Website.

Dafür wünschen wir Ihnen alles Gute und danken Ihnen für das Interview! Sagen Sie Bescheid, wenn Sie mal wieder auf Mauritius sind.

Danke, das mache ich!

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